Exil

author: Bertolt Brecht
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Nur was sie zu ihrem Unterhalt brauchen
Nehmen sie von der fremden Umgebung. Sparsam
Geben sie die Erinnerung aus.

Sie werden nicht angerufen. Sie werden nicht angehalten.
Niemand schilt sie und niemand lobt sie.

Da sie keine Gegenwart haben
Suchen sie sich Dauer zu verleihen. Nur um an ihr Ziel zu kommen
Das weit entfernt ist
Suchen sie sich zu verbessern.

Achtlos fischt der Beschäftigte
Nach einem Bissen Essen. Der Schlaflose
Braucht keine Lagerstatt.

Mit ihren Vorfahren
Haben sie mehr Verbindung als mit ihren Zeitgenossen
Und am gierigsten blicken sie
Die ohne Gegenwart scheinen
Auf ihre Nachkommen.

Was sie sagen, sagen sie aus dem Gedächtnis
Sie bewegen sich ohne Paß und Ausweis.

Ihr seid wie Leute, die an den Meerstrand kommen
Wollen hinüber und haben nur einen Löffel
Das Meer auszuschöpfen. Oder wie Leute
Die aus einem Turmhaus fallen und im Sturze nachdenken
Wie sie höher zu bauen wären.

So als lebtet ihr in großer Zeit. - Und so ist es auch.

Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen
Und schrieen sich zu ihre Erfahrungen
Wie man schneller sägen konnte, und fuhren
Mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen
Schüttelten die Köpfe beim Sägen und
Sägten weiter.



 
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